Carpool Kino

Wer ins Carpool-Kino geht, erlebt eigentlich nix Weltbewegendes. Nur, dass sich hier drei Versicherungsbürokaufleute für Musikerinnenauslandskrankenversicherungen, Spezialabteilung Subsahara, jeden Abend einem ähnlichen Ritual des Selbstmords wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ unterziehen. Subversive Ablenkung vom drögen Job, vor dem Carolin Müller, Sebastian Meier und Daniel Schmidt in Sun Ra´s Car nach Dientschluss in einen abgeschotteten Keller in der Wüste flüchten, um BUMMZISSSCH! Reagenzgläser zu schütteln, blubbernde Chemikalien zum Kochen bringen und sich die GLUGG URRGGHH! zischende Mixtur in den Schlund zu kippen. Als androgyne Superhelden - YEAH – gehen sie mit Flugerlaubnis vom Rodelberg hinweg auf Schurkenjagd, treffen auf ihrem Weg Herbert van Karajan, Debussy und Simon Rummel. Rauschende Klangsphären von Zoubek, Fanta 4 und Laura Robles weisen ihnen den Weg zu ihrem Erzrivalen Söder-King, der im Bierzelt eine Eiche umarmt, ein vom Himmel herunterfallendes Flugblatt fängt, lacht und anschließend URRGGHH! mit dem größten Kruzifix der Welt ein Windrad in Stücke schlägt. Zeit einzuschreiten und gemeinsam mit Captain Niederrhein ein Gender-Erdbeben zu erzeugen, um die Märchenerzählung der „grünen Margot Honecker“ sowie andere Verschwörungsmythen in den Orkus der Finsternis zurückzustoßen - HYSH! „Zuversichtlich und selbstbewusst und wie immer die Zeit überlebend.“ Berauscht vom Triumph des Augenblicks, kehren die drei in ihr Labor zurück und experimentieren mit morbiden Klangleisten, dem Stoff Hexacyloid und verschachtelten Poly-Beats – bis BUFF! - ein ohrenbetäubender Knall alles in die Luft jagt. Dann bleibt es lange still. DRIIING! Auf einmal ist es 06:04 Uhr morgens, „I´ve got you“ ertönt aus dem Wecker, das Bettlaken kratzt. Die drei liegen nassgeschwitzt auf einer großen Matratze und schauen sich verwirrt an. Vor ihren Augen schweben drei apokalyptische Reiter durch den Raum und rufen ihnen zu: „Kein Tag ist wie der andere, aber jeder gleich.“ Müller, Meier und Schmidt fahren in Sun Ra’s Car wieder ins Büro, vor dem schon wieder die blaue Hexe mit Hang zur Gleichgeschlechtlichkeit mit einem Schild "Gefängnisstrafen für Homos!" fordert. Mit einem gelangweilten ZISSCH! Lichtstrahl befördert Carolin die blaue Hexe ins All. Nach Förderanträgen und einer Fahrstuhlfahrt mit Geige/Schlagzeug/Bass-Ambient in der Pause geht es wieder ins Helden-Labor, wo ein Sprengstoff für den Söder-King gemixt wird. Doch das Experiment schlägt fehl… BOOOM! Und wieder DRIIING: 06:04 Uhr.... der Kampf gegen das Böse erscheint unendlich.... bis Carolin von der Muse geküsst wird. Improvisation is king.